Mader, Philipp Friedrich

Von: Quack, Jürgen

Philipp Friedrich Mader (1832-1917)

Philipp Friedrich Mader (1832-1917)

Privatbesitz

Philipp Friedrich Mader wurde 1832 als sechstes von 13 Kindern des Hirschwirts und Schulheißen Philipp Mader und dessen Ehefrau Helene, geborene Hipp in Mägerkingen auf der Schwäbischen Alb geboren. Aus dem schwäbisch pietistischen Milieu stammend, wollte Philipp wie sein älterer Bruder Adam Missionar werden. 1851 ging er zur Ausbildung nach Basel ans Missionsseminar. Kurz vor seiner geplanten Aussendung wurde er durch eine Cholerainfektion so geschwächt, dass eine Tätigkeit in den Tropen nicht in Frage kam.

 Gerade zu dieser Zeit kam eine Anfrage des aus Basel stammenden Hoteliers Eduard Hug aus Nizza, das damals zum Königreich Piemont-Sardinien gehörte. Der Hotelier schrieb, unter seinen zahlreichen Gästen seien viele Deutsche. Er bitte die Basler Mission um einen Prediger und Seelsorger deutscher Sprache. Als das Komitee Mader fragte, ob er zu diesem Dienst bereit sei, erschrak er zunächst. Was sollte er in dieser mondänen Stadt an der Riviera, wo die europäische Aristokratie des 19. Jahrhunderts ihre Winter verbrachte? Nach einiger Überlegung sah er in dieser Anfrage jedoch Gottes Auftrag und willigte ein. Und so schickte die Basler Mission ihn nicht wie seinen Bruder Adam an die afrikanische Goldküste, sondern ins damals noch italienische Nizza. Da er dort auch Taufen und Abendmahlsgottesdienste feiern sollte, erhielt er eine „Ordination für den Missionsdienst“ durch den Heilbronner Dekan Koch.

In Nizza sammelte Mader eine Gemeinde, die in angemieteten Räumen zusammenkam. 1856 hielt er den ersten deutschsprachigen Gottesdienst. Zunächst bestand die Gemeinde vor allem aus Dienstboten und Hausmädchen. Nachdem jedoch im Winter 1858/59 der württembergische König Wilhelm I. längere Zeit in Nizza gewesen war und jeden Sontag Maders Gottesdienst besucht hatte, schlossen sich auch wohlhabende Personen aus Adel und Bürgertum an. Mit deren Unterstützung wurde es 1866 schließlich möglich, eine eigene „Deutsche Kirche“ zu bauen.

 Da die dort ansässigen protestantischen Kirchen (Reformierte und Waldenser) die Lutheraner nicht als gleichberechtigte Kirche akzeptierten, wandte Mader sich an Wilhelm Hoffmann, den früheren Inspektor der Basler Mission, der jetzt Oberhofprediger in Berlin war, und bat ihn um Unterstützung durch die preußische Kirche. Doch diese wollte ihre guten Beziehungen zu den Waldensern nicht aufs Spiel setzen und lehnte ab. Darauf bat Mader um den Anschluss seiner Gemeinde an die württembergische Landeskirche. Auch das wurde abgelehnt. Jedoch erklärte sich der 1843 gegründete Stuttgarter Gustav-Adolf-Verein bereit, die Gemeinde finanziell zu unterstützen. Dadurch wurde es möglich, dass Mader ein Gehalt gezahlt werden konnte. Bisher hatte er seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer verdient. Von der Basler Missionsgesellschaft hatte er kein Geld annehmen wollen, weil dieses doch für die „Heidenmission“ bestimmt sei.

 Nachdem Nizza 1859 an Frankreich gefallen war, schloss sich die Gemeinde der kleinen Lutherischen Kirche Frankreichs an. Daher wurde ein Teil seines Gehalts nun vom französischen Staat gezahlt. Dennoch ging es unruhig weiter: Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hatte Mader öfter unter deutsch-feindlichen Verleumdungen zu leiden. Nach der Trennung zwischen Kirche und Staat 1905 wurde die finanzielle Lage der Gemeinde schwierig. Daher stellt Mader 1912 nochmals den Antrag an die württembergische Landeskirche, die Gemeinde in Nizza zu übernehmen – doch der wurde wieder abgelehnt. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 befand sich die Familie Mader in ihrem Ferienhaus im italienischen Tenda und musste dort bleiben. Fast alle Deutschen verließen Nizza. Erst nach dem Krieg konnte wieder eine Gemeinde entstehen.

58 Jahre lang wirkte Philipp Friedrich Mader in Nizza – und fast genauso lang auch seine Frau Mathilde geb. Moser aus Stuttgart, mit der er neun Kinder hatte. Unter persönlichen Entbehrungen, gegen weltlichen und kirchlichen Widerstand, hatte Mader eine deutsche lutherische Kirche aufgebaut, in der noch heute Gottesdienste in deutscher und französischer Sprache gefeiert werden. Geschätzt als Prediger und Seelsorger „für Dienstboten und Majestäten“ starb er 1917 im italienischen Lucca und wurde dort begraben.

Aktualisiert am: 06.03.2024