Hebich, Samuel

Von: Quack, Jürgen

Samuel Hebich (1803-1868)

Samuel Hebich

BMDZ

Der 1803 als Pfarrerssohn in Nellingen bei Ulm geborene Samuel Hebich lernte den Beruf des Kaufmanns und machte für eine Lübecker Firma Geschäftsreisen nach Schweden, Finnland und Russland. Aber sein Wunsch, Missionar zu werden, wurde immer größer. Aus Geldmangel lehnte die Basler Mission zunächst seine Aufnahme ab. Nur eine große Spende einer finnischen Missionsfreundin ermöglichte seine Ausbildung.

Hebich reiste 1834 mit zwei Kollegen nach Südindien aus. Mit der Kannara-Sprache hatte er es schwer – aber in engem Kontakt mit den Menschen war er wie kaum ein anderer Missionar. Seine Art zu predigen, zu lehren und zu ermahnen löste bei den einen Respekt, bei anderen Spott aus. Hebich verhielt sich allen Menschen gegenüber gleich, ohne Standesunterschiede zu machen. Er sprach Leute auf der Straße und in ihrem eigenen Haus an, um sie zum Glauben zu ermahnen, Fürsten wie einfache Arbeiter und Bettler. Bekannt als „Bartmann“ zog er zahlreiche Zuhörer auf Märkten und am Rande hinduistischer Feste an. Auch für viele englische Soldaten wurde er zum Prediger und Seelsorger.

Da die indischen Christen durch die Taufe in der Regel aus der Dorfgemeinschaft ausge­schlossen wurden, war es der Basler Mission wichtig, Arbeitsmöglichkeiten für sie zu schaffen. Landwirtschaftliche Projekte mit Kaffee und Zucker schlugen fehl, aber die hand­werklichen Betriebe schufen hunderte Arbeitsplätze. Hebich gründete Schulen, Webereien und Schreinereien. Sehr bekannt wurden die Ziegeleien, deren Produkte als besonders haltbar galten.

Der „Lang­bart“, der 25 Jahre ohne Heimaturlaub in Indien tätig war, ist dort nicht vergessen. In der Stadt Kannur (früher Cannanore) ist eine Kirche nach ihm benannt, in Mangalore eine Berufsfachschule. Beide gehören zur „Kirche von Süd­indien“, die aus der Arbeit von Samuel Hebich und seinen Freunden herausgewachsen ist.

1859 kehrte er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nach Europa zurück. Nach einigen Jahren als Reiseprediger starb er 1868 in Stuttgart und wurde in Korntal beerdigt.

Auch in seinem Heimatort Nellingen ist er nicht vergessen. Ein Straßenname und eine Tafel am Pfarrhaus erinnern an den originellen Prediger, eindringlichen Seelsorger und erfolgreichen Entwicklungshelfer.

Aktualisiert am: 06.03.2024