Hartenstein, Karl

Von: Quack, Jürgen

Karl Hartenstein (1894-1952)

Karl Hartenstein und seine Frau Margarete, 1926

Archiv der Basler Mission, QS-30.023.0008

1926 suchte die Basler Mission nach einem neuen Direktor. Verschiedene Namen wurden genannt, u.a. der Stutt­garter Oberkirchenrat Eduard Knapp. Der empfahl jedoch stattdessen Karl Hartenstein (geb. 1894), der seit 1923 Pfarrer in Urach war: „Zweifellos eine der erfreulichsten Gestalten in der jünge­ren Theologen­ge­neration, unter schweren Kriegserlebnissen früh gereift, während seiner Tübinger Zeit Vertrauens­mann vieler Studenten, wissenschaftlich auf der Höhe, in Bengel verwurzelt, von Kier­kegaard und Barth stark beeinflusst, auf der Kanzel ein Zeuge, ein treuer Seelsorger, bei den Gemein­schaften gut ange­schrie­ben, auch von solchen, die theologisch anders stehen, geachtet, ein feinfüh­liger, liebens­würdiger Mensch, kurz: Ich würde ihm volles Vertrauen entgegenbringen und mich für unsere Basler Mission von Herzen freuen.“

So wählte das Komitee den erst 32-jährigen Hartenstein zum Direktor der größten evangelischen Mission auf dem europäischen Festland. Schon als Theologiestudent war er im Ersten Weltkrieg Befehls­haber einer Artillerie-Abteilung geworden, auf seiner Pfarrstelle in Urach hatte er Initiative und Durchsetzungskraft bewiesen.

Als Leiter der Basler Mission setzte sich Hartenstein besonders für die Selbständigkeit der aus der Mission herauswachsenden einheimischen Kirchen in Afrika und Asien ein. Er wurde zur wichtigsten Stütze der Bekennenden Kirche in der Missions­be­wegung und be­wahr­te sie vor einer Eingliederung in die von den Deutschen Christen kontrol­lierte Reichs­kirche.

Bei Kriegsausbruch legten er und alle Deutschen ihre Leitungsämter in der Basler Mission nieder, um zu verhindern, dass die Engländer und Franzosen die Basler Mission als „deutsche“ Organisation be­handelten, ihren Besitz in Übersee beschlagnahmten und die Missionare auswiesen – wie sie es im Ersten Weltkrieg getan hatten.

 Er ging als „Bevollmächtigter“ der Basler Mission nach Deutschland zurück. Die Lan­des­kirche berief ihn 1941 zum Prälaten in Stuttgart und Stellvertreter des Landesbischofs Theophil Wurm. Er vertrat die Landeskirche 1948 bei der Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Amster­dam und wurde Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Hartenstein starb 1952. Bis zu seinem Tod war er Leiter der „Deut­schen Heimatgemeinde“, die sich 1954 als „Basler Mission – Deutscher Zweig“ organisierte.

Aktualisiert am: 06.03.2024