Planck, Reinhold

Von: Butz, Andreas

Inhaltsverzeichnis
  1. Reinhold Planck (1866-1936)
  2. 1: Familienverhältnisse
  3. 2: Biographische Würdigung
  4. Anhang

Reinhold Planck (1866-1936)

1: Familienverhältnisse

V Karl Christian P. (17.1.1819-7.6.1880), Ephorus, Philosoph. M Auguste P., geb.  Wagner (20.12.1834-1925). G Karl (*31.5.1857-1899), Marie (*9.7.1858), Adelheid (*16.5.1860-1894), Mathilde (*29.11.1861-31.7.1955), Hermann (*21.11.1868-1932), Klara (*21.4.1873-1892). ∞ 1896 Anna, geb. Meyer (7.9.1869/nach russischer Zeitrechnung 26.8.1869-24.6.1946), Tochter des Hermann Mayer, Schieferölfabrikant. K Walter (7.10.1902-1937),  Margarete, verh. Reusch (*23.4.1908).

2: Biographische Würdigung

Als P. am 3. Februar 1866 geboren wurde war sein Vater Karl Christian Planck, der ein umfangreiches philosophisches Werk hinterlassen hat, Lehrer am Gymnasium in Ulm. 1869 zog die damals achtköpfige Familie nach Blaubeuren, wo der Vater am dortigen Seminar als Professor wirkte. An diesem Ort besuchte P. von seinem sechsten bis achten Jahr die Elementar-, von seinem achten bis 13. Jahr die Lateinschule. Der Vater, der 1879 Ephorus des Seminars Maulbronn wurde, verstarb bereits im Jahr nach dieser Ernennung. P. war zu diesem Zeitpunkt erst vierzehn Jahre alt. Kanzleirat Planck in Stuttgart nahm ihn als Pflegesohn an. So kam es auch, dass P. nach einem halben Jahr vom niederen theologischen Seminar in Maulbronn zu dem Gymnasium in Stuttgart wechselte, das er bis zu seinem 18. Lebensjahr besuchte. Nach bestandener Konkursprüfung studierte er ohne Unterbrechung am Tübinger Stift Theologie, um für den Beruf des evangelischen Pfarrers ausgebildet zu werden. Von der Militärpflicht als Einjähriger war er wegen Untauglichkeit befreit. Nach Abschluss dieses Studiums führte ihn der unständige Dienst als Vikar und als Pfarrverweser nach Eberdingen, Ensingen und Reichenbach. Unmittelbar nach Beendigung seiner Zeit in Reichenbach im Februar 1891 wurde er für ein halbes Jahr beurlaubt und nahm für diesen Zeitraum eine Anstellung als Privatlehrer in Oberstdorf in Bayern an. Im Oktober des Jahres wurde er Pfarrverweser in Bronnweiler bei Reutlingen, wo er im Pfarrhaus auch seine Mutter - und zeitweise auch seine Schwester - aufnehmen konnte, die ihm den Haushalt führten. Immer wieder musste er darauf achten, sich zu schonen, da er – konstitutionell bedingt – bei Überanstrengung zu nervöser Ermattung mit körperlichen Begleiterscheinungen neigte. 1895 wurde er in Bronnweiler, wo er bereits seit vier Jahren als Pfarrverweser tätig war, zum Pfarrer ernannt. Im Frühherbst dieses Jahres führte ihn eine mehrwöchige Studienreise nach Norddeutschland, unter anderem um an einer sozialistischen Tagung in Berlin teilnehmen zu können, ein Zeichen dafür, dass er sich bereits vermehrt mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzte. Nun, da durch die Pfarrerstelle die äußeren Verhältnisse gesichert waren, konnte eine Ehe geschlossen werden, und zwar 1896 mit einer Reutlinger Fabrikantentochter. Seine Tätigkeit in Bronnweiler ließ ihm noch Zeit zur wissenschaftlichen Weiterbildung. 1908 erfolgte der Wechsel auf die Pfarrstelle Winnenden, wo er fast ein Vierteljahrhundert wirken sollte. 1910 nahm er an dem „5. Weltkongress für ein freies Christentum und religiösen Fortschritt“ in Berlin teil, dem ersten interreligiösen Kongress in Deutschland, den liberale protestantische Theologen maßgeblich gestalteten. In den Folgejahren tat sich der denkerisch veranlagte Pfarrer auch als Vortragsredner zu christlichen und sozialen Themen hervor und äußerte sich vermehrt in publizistischen Beiträgen. Durch den Verlauf des Weltkrieges wurde P. zu einer vertieften Beschäftigung mit dem Werk seines Vaters inspiriert und war davon überzeugt, dass dessen Rechtsphilosophie für die Zeit des kommenden gesellschaftlichen Umbruches praktisch umsetzbare Antworten enthalte. Die Auseinandersetzung mit dem Rechtsbegriff in der Philosophie seines Vaters führte dazu, dass er im Jahr 1921 in Tübingen über dieses Thema promovierte. Im selben Jahr trat P. als Redner auf der ersten „christrevolutionären“ Tagung im Stuttgarter Sieglehaus auf. Für soziale Probleme hatte er lebhaftes Interesse und fühlte sich dem religiösen Sozialismus verbunden. Auch von der Persönlichkeit und dem Werk Friedrich Naumanns war er beeinflusst. Wie sein Dekan ihm 1923 bescheinigte, war P. ein Vertreter eines Christentums der Tat, im Gegensatz zu einem Christentum des Glaubensbekenntnisses. Durch das gesellschaftspolitische Engagement, das er nicht streng von seiner amtlichen Tätigkeit als Pfarrer trennte, entfremdete er sich zunehmend von Teilen seiner Gemeinde. Auch seine vorgesetzte Behörde sah sich aufgrund seiner vermehrten Aktivitäten nun immer öfter genötigt, sich mit seiner Person zu beschäftigen.

Seinen Ruhestand, der im Jahr 1931 eintrat, verbrachte er in Ludwigsburg. 1933 ließ er sich dort von der SPD als Kandidat für die Gemeinderatswahl aufstellen. Allerdings trat er noch vor der ersten Sitzung im April 1933 zurück, um die Kirche durch seine politische
Tätigkeit - gerade auch im Hinblick auf zu erwartende Konflikte mit den Nationalsozialisten -  nicht zu belasten.

Im Jahr 1935 gründete er gemeinsam mit seiner Schwester Mathilde, die sich wie er um die Verbreitung des geistigen Erbes des Vaters bemühte, die Karl-Christian-Planck-Gesellschaft, die in Ludwigsburg und in Stuttgart Mitglieder fand. Noch kurz vor seinem Tod versuchte er, die Nationalsozialisten für einen Teil der Philosophie seines Vaters zu gewinnen. Am 13. September 1936 verstarb er in Ludwigsburg nach längerer, schwerer Krankheit.

Erstabdruck in: Württembergische Biographien unter Einbeziehung Hohenzollerischer Persönlichkeiten. Band II. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegeben von Maria Magdalena Rückert, W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 2011. Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung.

Aktualisiert am: 06.03.2024