Schaile, Pauline(*19.4.1888)

Quellenangabe

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach, Nr. 545

Kurzbiografie

Pauline Schaile wurde am 19.8.1888 in Göggingen (bei Leinzell) geboren und trat am 28.2.1910 ins Haller Mutterhaus als Diakonisse ein. Erst nach 7 bis 8 Jahren wurden die Frauen dann in der Regel eingesegnet. Pauline Schaile durchlief von Februar 1910 bis Mai 1911 die internen Diakonieabteilungen in Hall, absolvierte den ersten Schulkurs und Krankenpflegekurs. Von Mai 1911 bis Dezember 1912 wurde sie erstmals auswärts in der Krippe Söflingen eingesetzt, dann von Dezember 1912 bis Oktober 1913 in der Gemeinde Rudersberg, Oktober 1913 bis 14. August 1914 in Schornbach. Anschließend wurde sie als Lazarettschwester eingesetzt: Vom 25. August 1914 bis zum 12. Januar 1915 im Lazarett in Ludwigsburg und vom 11. Februar 1915 bis zum 10. Juni 1916 an der Ostfront (Bugarmee). Sie wurde mit der Roten-Kreuz-Medaille III ausgezeichnet. Am 1. November 1916 kam sie in ihre bisherige Schornbacher Gemeinde zurück. Dort arbeitete sie bis zum 28. Juni 1918. An diesem Tag trat sie als Diakonisse aus und verließ das Haller Mutterhaus, arbeitete aber weiterhin als Krankenschwester und auch als Kinderschwester (Kriegskindergarten) in Schornbach. Im Schornbacher Gemeindeblatt wird im Febr. 1915 berichtet, dass Schwester Pauline „wohl seit mehreren Wochen auf dem östlichen Kriegsschauplatz sich befindet“. Das schildert sie detailliert in ihren Briefen an Pfarrer Pressel. Im Febr. 1917 wird im Gemeindeblatt berichtet: „Der strenge Winter hat uns viele Kranke gebracht, sodaß Schwester Pauline stark in Anspruch genommen ist“. Im Oktober 1918 wird berichtet, dass Pauline Schaile bei einer Feier in der Schule sich als Leiterin zur Verfügung gestellt hatte. Am 29.12.1918 schreibt sie erneut aus dem Lazarett in Ludwigsburg, wo sie die verwundeten Soldaten pflegte.

Feldpostkarte, 20. Januar 1915

  • Absendeort: Stuttgart
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Hr. u. Fr. Pfarrer!

Herzl. Dank f. erhaltenes Blatt // u. die lb. Zeilen, welche mich // sehr freuten. Wir (25 Schwestern) // sind seit gestern hier u. erhalten // unsere nötige Ausrüstung ganz // feldmarschmäßig nur kein Gewehr // was wir ja auch nicht brauchen. … wissen nicht ob wir // heute noch fortkommen … // Wenn ein Telegramm kommt u. // dann heißt’s Abschied nehmen … vom // lb. Württemberger Land u. fort // jedenfalls nach Rußland. Mit // Gott f. Vaterland möge gehen, // wie es will wir sind in dieser // Hand.

Leben Sie wohl mit // Ihrer lb. Familie auf // ein froher Wiedersehen // hoffend grüßt Sie // herzlich Ihre dankbare // Schwester Pauline Schaile // Grüße an die liebe Gemeinde // und ein herzl. Lebewohl auf ein // baldes Wiedersehen im lb. Schornbach

Feldpostbrief, 5. April 1915

  • Absendeort: Hußt(1)
  • Truppenzugehörigkeit:
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Hr. u. Fr. Pfarrer!

Endlich will ich daran // gehen u. auch Ihnen ein Lebenszeichen // geben von meinem Tun u. Treiben // hier im Ungarland , entschuldigen Sie // bitte, dass ich so lange geschwiegen habe // in Gedanken habe ich schon manchen // Gruß hingesandt in mein liebes Rems= // tal, es ist so weit, so weit wenn ich dran // denke. Am 12. 2. 1915 sind wir von Stutt= // gart abgefahren u. am 24. 2. hier in Hußt // endlich angelangt, die Eindrücke die ich // bei unserem Einzug bekam kann ich nicht // beschreiben. Zum ersten hat es ge= // regnet was nur konnte u. dann hat es // hier einen Schmutz wie es spottet // jeder Beschreibung. Wir kamen ins // Lazarett, als erstes begegneten uns Kranken= // wärter mit einem toten Krieger welch // ein Anblick das Herz wollte mir // brechen, denn in solchen Augenblicken // stehen mir meine lieben Brüder // vor den Augen u. mein erster // Gedanke war: Wer mag es sein u. // wem mag er gehören, wer sind // seine Eltern u. noch mehr solche Ge= // danken gingen mir durch den // Kopf. Wir kamen in unsere Wohnung, // ein ganz leerer Raum, unser Schlafzimmer // ist  nebenan, nun da waren doch wenigstens // Strohsäcke, eine Gelegenheit auszuruhen. // Wie freute ich mich auf ein Bett, die // Bettlade besteht aus drei Bretter u. zwei Böckle // darauf wird der Strohsack gelegt, man // wickelt sich tüchtig in Teppiche ein // o. wie gut läßt sich’s ruhen auf Stroh // da man schon so lange nur auf // Bank oder Fußboden gelegen ist. // Nochmals zu unserer leeren Wohnung: // Also hier in der ganz leeren // Wohnung sollen wir wirtschaften aber // mit was, nun hieß es ihre müßt eben // sehen wo ihr die Sachen zusammenbringt // in Deutschland wäre es ja eine // Kleinigkeit aber hier im fremden // Lande wie soll das zugehen, jetzt hieß // es: Willenskraft Wege schafft, Hr. Dr. // Mayer, Schwester Marie u. ich machten // uns auf den Weg u. gingen von // Haus zu Haus betteln, es war nicht // leicht, denn die Menschen hier haben // selber nichts, einiges Kochgeschirr be= // kamen wir sodaß wir wenigstens // das Abendbrot zurichten konnten, das // war unser erster Abend. Jeder Tag gebe // ein Buch wenn man alles beschreiben // wollte, denn im fremden Lande // so eine Arbeit beginnen, ist eine // Aufgabe. Jetzt will ich noch den Anfang // in der Krankenstube schildern: 25. 2. // morgens neun Uhr wurde die Arbeit ein= // geteilt. Ich bekam einen Saal mit // 12 Betten u. 2 Krankenwärter die // bei der Pflege mithelfen sollen, Kranke // sind keine im Saal, die sind vor // 3 Tagen mit dem Lazarettzug abge= // fahren, aber wie sah es aus, ein // Schmutz wie ich ihn in einem // Krankensaal noch nicht gesehen // habe, die Österreicher haben hier ge= // wirtschaftet, das einzelne läßt sich hier // gar nicht beschreiben, meine Kranken= // wärter u. ich machten uns feste da= // ran u. scheuerten zwei Tage, (zu Essen // brauchten wir nichts mehr, es war // entsetzlich), unsere geringe Familienw. // in Deutschland sind Schlösser u. Paläste // dagegen. 27.2. bekam ich meine // ersten Kranken, ich war froh, denn zu // was bin ich denn hierher gekommen, ich // freute mich obwohl man auch gleich // wieder mit putzen anfangen mußte // aber an den Kranken tut mans // gerne, die armen Kerl empfinden // es als eine Wohltat wenn sie von // Ungeziefer befreit werden, brrrr // alles krappelt voll gerappelt voll = Schwäbisch für: übervoll u. schon sitzt // auch mir eine am Ärmel, aber // wie gemütlich die sind. Die gehen // nicht davon, sie lassen sich ruhig // fangen, ich möchte nur wünschen // sie, lieber Hr. u. Fr. Pfarrer, könnten // einen Blick herein tun in unser // Tun u. Arbeiten es ist ja jeden Tag // ein u. dieselbe Arbeit u. doch jeden // Tag anders. Ich habe mir die Pflege // der Typhuskranken ganz anders vor= // gestellt, es ist furchtbar schwer.// Hätte man keinen Himmel über // sich, wahrscheinlich ich könnte nicht ar= // beiten, nur der eine Gedanke an // eine bessere Zukunft kann mich auf= // recht erhalten, Gott ist meine Zuflucht // u. meine Hilfe, eine fürbittende // Gemeinde tut not, das Elend ist // hier groß.

Fortsetzung 18. 4. 1915. Vor allem noch= // mals meinen herzlichsten Dank für Ihren // lieben Brief, der mich sehr, sehr freute. Die // Arbeit ging wieder viel leichter, das Gemüt // wurde wieder anders gestimmt. Wenn man // den ganzen Tag bei Schwerkranken ist mit // denen man kaum das Nötigste sprechen // kann, dan ists eine Wohltat aus der Heimat // ein Wort zu hören. Es ist gar nicht denk= // bar was die tapferen Krieger alles aushalten // müssen mit dieser schrecklichen Krankheit. // 12 bis 14 Tage liegen alle bewußtlos da // ganz teilnahmslos u. dieses schreckliche //  Fieber, das Mitleid zwingt zur Arbeit // keine Kleinigkeit ist es nicht weder // für Pflegebedürftige noch für Pflegende, // u. hauptsächlich für weibliches Per= // sonal bis nur im Tag öfter die Betten // gereinigt werden, bei Kinder ist es ja // eine Spielerei aber Männer, kräftige // Männer die in ihrem Fieber gar nicht // wissen was sie tun, o die armen // Helden. Aber wenn dann die Besserung // eintritt o wie freut man sich jede // Stunde kommt einem kostbar vor u. // die ganze Arbeit wie nichts, wie ein // Traum, ich hatte eine Woche in meinem // Saal 12 Schwerkranke die kamen zu // gleicher Zeit, von diesen 12 konnte ich mich // mit zwei verständigen, da gibt’s manche schwere Sorge, aber nochmals um so // größer dann die Freude, Gottes Hilfe // darf man hier erfahren. Ich möchte // Ihnen nur einen Fall beschreiben, wo // ich, Gott weiß es, deutlich erfahren durfte // was es heißt, ehe sie rufen, will ich // antworten. Es war ein 24 j. deutscher // sehr lieber Mann, der hatte 16 Tage sehr // hohes Fieber seine Nerven waren total // zerrüttet, der Arzt sagte mir er ist für // dieses Leben verloren, mir war es // schrecklich denn ich hatte den Menschen // so lieb. Der Gedanke: Menschen= // hilfe ist nichts nütze, trieb mich ganz ernstlich ins Gebet u. heute ist // der Mann genesen. Ich durfte an // diesem Bett erfahren: Gott ist mit uns er // ist uns zur Seite. Ich könnte noch // viele Fälle berichten auch von meiner // eigenen Person, Gott sei Dank, ich durfte // die Güte des himmlischen Vaters erfahren. // Gestern kamen noch einige Schwestern // von Hall hieher, bis jetzt waren wir // 5 jetzt sind wir 11, wir 5 bekommen // 3 Tage Erholung oder vielmehr wir // brauchen einige Tage zum ausruhen //  sonst geht’s nicht mehr es ist zu anstreng= // end. Das Beste ist, daß wir ein gutes // Essen bekommen wir haben eine // deutsche Köchin u. unser Chefarzt // sorgt auch sehr für uns, aber so // wie daheim wird es nicht, doch // wir halten gerne aus aber bald // möchten wir wieder nach Hause // nach Deutschland zu all den Lieben. // Am Ostermontag war hier ein schreck= // liches Eisenbahnunglück u. seitdem // wieder 2, die Ungarn passen eben //gar nicht auf, überhaupt die // Menschen sind alle, ich möchte sagen // dumm, wenn man die ansieht da // vergeht einem alles, schon ihre ab= // stoßende Kleidung so lumpig // und schlampig, die Frauen tragen // nur ein weißes Kleid (es sieht // aber nicht weiß) u. so eine ekel= // ige Pelzjacke, ich kann es // nicht beschreiben denn so kann man // sich gar nicht ausdrücken wie // die Menschen aussehen, u. erst // ihre Wohnungen, nein wir haben // nur ein Deutschland, u. nur // ein deutsches Heer. Lieber 10 // Deutsche pflegen als 1 Österreicher. Ich // möchte manches berichten aber ich // darf nicht. Anfangs hatte ich unter // meinen Patienten 5 Österreichische // Oberleutnant aber was die mir // alles erzählten von ihren Soldaten // nein das macht kein Deutscher // wenn auch manches vorkommt, aber // so etwas macht er doch nicht, da= // gegen hieß es immer: ja die // Deutschen wenn wir die Deutschen // nicht hätten u. so manches. // Mit den österreichischen Schwestern ist // es gerade so, sogar die österreichischen // Ärzte verlangen deutsche Schwestern // u. die deutschen Ärzte wollen nur // Württemberger, wir wollen uns // gewiß nichts einbilden auf unser // Begehren, ? aber auf unser Württemberg // haben wir einen Stolz, daß // man die Schwaben gerne hat // u. auch brauchen kann, wenn // wir in der Heimat auch manch= // mal nicht die Begehrens= // wertesten sind, hier giebt es // dankbare Herzen wie ichs noch // nie erfahren habe. // Für heute möchte ich nun Schluß machen mit // dem Wunsche auf ein baldes Wiedersehen // in Schornbach, wann ich nun wieder // zum Schreiben komm weiß ich nicht, man // hat immer so viel für die Kranken // zu schreiben, es liegen noch 6 Briefe // vor mir, die ich heute noch beantworten // muß. Mit herzlich dankbarem Gruß // an alle im lieben Pfarrhaus bin // ich Ihre Schwester Pauline

Am oberen Rand der letzten Seite: bitte Hr. Pfarrer, studieren Sie meine // Fehler nicht, mein Kopf ist so müde.

Bildpostkarte Oderberg I. Jubiläums-Denkmal 1848 – 1908 Franz Josef I., 8. August 1915

Bildpostkarte Oderberg I. Jubiläums-Denkmal 1848 – 1908 Franz Josef I., 8. August 1915

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Hr. u. Fr. Pfarrer!

Einen kleinen Gruß von der // Grenzstation nun ist es // wieder aus mit Deutschland // Wie schade es war so schön // in Berlin machten wir // einen Besuch Unter den Linden // und besahen uns das Schloß das // war schön. Unsere Schwestern // sind nicht mehr in Lemberg // wir kommen nach Uhnow // Recht herzl. Grüße u. nochmals // vielen Dank Eure Schwester // Pauline Schaile

Feldpostkarte, 14. August 1915

  • Absendeort: Uhnow
  • Truppenzugehörigkeit: Kriegslazarett Abtl. 52 Kaiserliche Deutsche Bugarmee
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Hr. u. Fr. Pfarrer!

Am 10. 8. sind wir // hier gut angekommen, ich war // froh da doch die Reise wieder // lange genug dauerte, wir // konnten nur 1 Nacht richtig schlafen // u. das war auch ein sehr harter // Bank alle Züge waren ja über= // füllt daß man kaum sitzen // konnte. Ich werde bald näheres // berichten von dieser Gegend hier, // die Menschen hier sehen ganz // wild aus. Herz. Dank für die Blätter. Innigen Gruß sendet // Schw. Pauline Schaile // Grüße an alle die Lieben die nach // mir fragen

Feldpostkarte, 5. September 1915

  • Absendeort: Brest Litowsk
  • Truppenzugehörigkeit:
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Hr. u. Fr. Pfarrer!

Herzl. Dank für soeben erhaltenes // Blatt, wir sitzen hier marschbereit, nun // waren wir mal wieder ganze 8 Tage // in Arbeit nun kommt das Reisen wieder // an die Reihe, aber diesmal geht es mit // Lastauto nach Kobrin es sind nur 48 // Kilom. Mittags 4 Uhr nun sind wir // schon hier in Kobrin das war eine // Fahrt, nein, man wußte oft nicht // mehr wo einem der Kopf stand // da wurde man bös durchein= // ander geschüttelt, da hätte man // die herrlichsten Bilder malen // können. Nun Gott sei Dank daß // wir wieder am Bestimmungs= // ort sind u. Arbeit gibt es hier // genug. Mit herzl. Gruß Eure dankb. // Schw. Pauline Schaile

Feldpostbrief, 10. September 1915

  • Absendeort: Cholm
  • Truppenzugehörigkeit: Kaiserlich Deutsches Kriegslazarett Abt. 52
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Herr und Frau Pfarrer!

Den ersten Gruß aus Rußland // ins liebe Schornbacher Pfarrhaus. Von der // Urlaubsreise sind wir ziemlich ermüdet bei unseren // Schwestern angekommen, in Lemberg erkundigten // wir uns wo wir nun hin sollen, wir // wurden nach Uhnow geschickt, mit frohem // Mut wanderten wir zum Bahnhof, wo wir // den ganzen Tag dann zu warten hatten, am // Abend ging dann der Zug ab u. am andern // Morgen um 8 Uhr waren wir schon in Uhnow, // vom Bahnhof bis zur Stadt ist es eine gute // halbe Stunde auf der ganzen Strecke ist alles // belagert mit Militär auf der einen Seite // u. auf der anderen Seite ein mächtiges // Russenlager von wo aus einem ein nicht // angenehmer Geruch entgegen kam, nun // weiter zur Stadt aber wo soll den endlich // die Stadt anfangen ja leider man konnte // es nicht genau sagen, denn der größte Teil // sind ja nur Trümmer u. was noch steht sieht // nicht einladend aus, man hält es kaum // für möglich daß in solchen Wohnungen // Menschen leben können u. diese Leute // fühlen sich noch wohl dabei, mir tun die // armen Geschöpfe leid wenn ich dran denke // wie wir in der Heimat es haben u. sind // manchmal auch gar nicht zufrieden, in // ganz Schornbach wüßte ich kein Haus in so // verwahrlostem Zustande wir hier es im // allgemeinen aussieht ja man darf sagen // ganz bedauernswert denn einen frischen // kräftigen Menschen wie wir Deutsche sind // giebt es hier nicht, die Spuren der Rein= // lichkeit sieht man uns an, anfangs ver= // wunderten sich die Frauen an uns, mit // einem Kniefall wurde man begrüßt // was sie von uns hielten weiß ich nicht, // aber nochmals die Menschen tun mir leid // was haben von die von ihrem Leben die können // die Natur nicht preisen weil mans ihnen // nicht schätzen lernt die nehmen den Tag // wie er kommt aber für alles Schöne u. Gute // haben sie kein Interesse, ich muß mich ja // immer wieder wundern, daß es in Europa solche // Verhältnisse giebt. Die Zeit in Uhnow war ja // von kurzer Dauer schon nach 3 Wochen hieß // es alles zusammenpacken u. auf nach Cholm // ja wenn nur das Reisen nicht wär von // Uhnow nach Belzec ging es einigermaßen // in Belzec war wir 2 Nächte und 1 Tag // von Belzec bis Trawniki fuhren wir // mit der Feldbahn das war aber nichts ge= // naues, 2 Tage und 2 Nächte in offenem // Wagen u. dabei Regenwetter es war ja // wohl ein Tuch drübergespannt aber von allen // Seiten konnte der Regen herein u. dabei // saßen wir so eng aufeinander daß man // keinen Fuß rühren konnte, auf einen // Teil vom Gepäck setzte man sich u. der // andere Teil stand vor einem, tagsüber ging es // ja noch aber nachts, den Kopf konnte man // nirgends hinlegen man hat ja schon // als wieder geschlafen aber nicht viel, zum // Zeitvertreib sangen wir alsmal wieder // ein Vaterlandslied, Sie können sich denken // mit welchen Gefühlen. Die Stationen konnte // man ja nicht alle so recht lesen weil sie // russisch geschrieben waren doch als mal wieder // konnte man deutsche Namen lesen, so z.B. // hieß eine: Sorge u. eine andere Elend  // warum man diese so hieß kann sich jedes // denken, denn tatsächlich ist es wie der Name // sagt, nun sieht man erst das rechte Elend // vom Krieg wie ich es mir nicht vorge= // stellt habe,auf einer Station waren wir // von morgens 7 Uhr bis Abend 8 Uhr, wir // gingen in Wald der ganz nahe war machten // ein Feuer u. kochten, das war herrlich, es gab // Tee, Kaffee, Kakao und Suppe. Das war // der 1. Septb., es war ja schon ziemlich dunkel // als sich unsere Bahn in Bewegung setzte // u. überall sah man wie Sedan gefeiert // wurde es war schön in der dunklen Nacht // immer wieder so schöne Feuer zu sehen // u. manches deutsche Lied erklang auch // wir stimmten an: Es braust ein Ruf u.s.w. // Nun freute man sich als der Morgen graute // u. um 9 Uhr war wir in Trawnik // u. durften endlich unseren Wagen ver= // lassen, weiter geht die Feldbahn nicht, wir // hatten in Trawniki gleich Anschluß aber // hier gings nobel her, auf einem offenen // Güterwagen auf dem 3 Schichten Eisenbahn= // schienen lagen durften wir Platz nehmen // auf die Schienen stellten wir unser Gepäck // und auf dem Gepäck war unser Platz das // schönste von allem war, daß der Himmel // ein freundliches Gesicht machte u. somit // konnten auch wir nicht anders wir // danktem unserem Gott, daß er es so gut mit // uns meinte u. stimmten in das Lied ein // Gott ist getreu u. Großer Gott wir loben Dich, // ja lieber Hr. Pfarrer dankbar wird man für // jeden warmen Sonnenstrahl. Halbwegs hatten // wir 2 Std. Aufenthalt mitten im Wald // da gab es Gelegenheit zum Waschen wir // hatten uns ja schon 2 Tage nicht gewaschen // das war fein, im Wald legte man // sich ein wenig ins Moos nachdem // die Kaffeevisite vorüber war. N un // ging es noch eine schöne Strecke durch // den Wald u. dann durch Felder wo man // als hin u. wieder Gräber sehen konnte u. // auch manchmal ein todtes Pferd auf // freiem Feld, von den Ortschaften sah man // gar nichts mehr als die Kamine von // den Häusern, ein ganz sonderbarer An= // blick so etwa 15 – 20 Kamin u. sonst nichts vom ganzen Haus, auf den // Feldern lauft das Vieh herum u. dabei // die ganz Familie ob die Leute bei // der Nacht auch im Freien sind weiß ich nicht. Schon sah man von der Ferne // die schöne Stadt Chom ich wunderte // mich, daß alles so schön war aber als // man näher kam, sah man gar bald // daß es nicht so war, allerdings die // Tempel, Synagogen u. Kirchen es mögen // so 5 oder 6 sein die sind ganz unversehrt // u. die bieten von der Ferne einen // schönen Anblick. Jede Kirche und jeder Tempel // hat einen großen runden kugelartigen // Turm u. noch 4 oder 5 kleine Türme. // Das Innere der Kirche ist wundervoll be= // malt wie ja jede katholische Kirche aber // hier ist es ganz auffallend, an Schmuck // u. Schmutz fehlt es nicht. Wir mussten // auf dem Cholmer Bahnhof 2 Std. warten // bis wir endlich wußten wo wir hin // sollten, es war 3 Uhr u. wir hatten all= // mählich Hunger. Da kommt auch schon der Be= // fehl ins Lazarett da gab es gute Reibe= // suppe, wir kommen ins Quartier 20 Schw. // in 1 Haus, Strohsäcke auf dem Boden // das war unser Nachtlager aber gut // ließ sichs ruhen man konnte sich doch // wieder ordentlich strecken, aber nur // eine Nacht soll es dauern schon am // Vormittag des 3. Septb. kam der Befehl // alles liegen lassen u. ins Feldlazarett // ein Wagen holt unser Gepäck u. wir // liefen hinterher, im Feldlazarett gab es // Gott sei Dank gleich Arbeit nun konnte // man sich doch wieder ein wenig zer= // streuen, mir wurde eine Station // angewiesen u. dazu 3 Schwestern. Der // Arzt verteilte uns ich meldete mich freiw. Zu den Russen, habe aber noch zwei Säle // mit Deutschen dabei im ganzen 70 bis 80 // Betten nun war ich glücklich denn // hier kann man was leisten, bei den // Russen ist es ja weniger angenehm // doch auch diese sind Menschen u. zum // Teil übel daran, aber bei meinen // Deutschen ist es halt am schönsten, unser // Lazarett ist ein Priesterseminar 3 Stck //.hoch u. auf jedem Stock eine Kapelle, die // Bilder, Figuren u. Fenster alles zu= // sammengeschlagen. Wir dürfen aber // nicht hier bleiben vielleicht in 8 Tagen // sind wir schon wieder unterwegs jeden= // falls Warschau zu, wir folgen mutig u. helfen gerne mit wo Hilfe nötig ist. // Nun hab ich aber einen Wanderbrief ge= // schrieben u. gar nichts rechtes, vielleicht das // nächstemal, ich habe eben geschrieben // wie mir zu Mute ist, verzeiht meine Fehler.// Recht herzl. Grüße von Eurer dankbaren Schwester // Pauline Schaile. Grüße an alle die nach mir fragen. // Der Kirschensaft hat fein geschmeckt

Bildpostkarte Widoki, Menschen vor der Kirche während des Gottesdienstes, 21. September 1915

Bildpostkarte Widoki, Menschen vor der Kirche während des Gottesdienstes, 21. September 1915

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Hr. u. Fr. Pfarrer!

Von dem Aufenthalt // in Lublin einen herzl. // Gruß, hier können Sie // die richtigen Trachten // aus russ. Polen sehen in // Wirklichkeit knieen die Leute // so auf dem Boden u. küssen // zur Abwechslung immer wieder // die Erde oder die Mauer // recht herzl. Grüße von Ihrer // Schw. Pauline Schaile

Feldpostkarte, 8. November 1915

  • Absendeort: Kobryn
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Hr. Pfarrer!

Feldpostbrief, 15. November 1915

  • Absendeort: Kobryn
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Meine lieben Kinder!

Endlich komme ich dazu nun // einmal den versprochenen Brief zu schreiben. // Ihr werdet schon lange gesagt haben die // Schw. Pauline hat uns ganz vergessen, nein, // gewiß nicht liebe Kinder vergessen. Kann // ich Euch nicht da seid Ihr mir zu lieb // dazu, verzeiht Eurer Schw. Pauline wenn // sie Euch hat so lange warten lassen, // einmal fehlt es an der Zeit u. das andere // Mal hat man den Kopf so voll von dem // Elend daß man nicht zum Schreiben auf= // gelegt ist u. zum Dritten ist man auch // oft schreibfaul. – Nun zum Paket vielen // herzl. Dank für das liebe Paket u. den // lieben Brief, Ihr habt mir eine große // Freude gemacht u. dem lieben deutschen // Kameraden auch, Ihr solltet das Gesicht  // gesehen haben wie sich der Kamerad ge= // freut hat, ich selber pflege ja gegen= // wärtig keine Kranken u. somit hat es // länger gedauert bis das Paket an den // richtigen Mann kam, ich besuchte nun, als // ich ein wenig freie Zeit hatte die lieben // Kranken u. so durch die Unterhaltung dachte // ich, dem Mann bringst das Paket der freut // sich, er erzählte mir er möchte nur auch // mal wieder etwas anderes als immer den // harten Zwieback, hier im Seuchenlaza= // rett gibt es ja nur Zwieback für die // Kranken, kein Brot, u. da sehnt sich der  // eine oder andere manchmal nach was // anderem, aber in Rußland ist es schwer // den Kranken das zu geben was sie oft // möchten denn man hat ja nichts u. // von der Bevölkerung kann man nichts // kaufen, die Menschen sind so furchtbar // schmutzig. Meine lieben Kinder nun // sind es schon ¾ Jahr her daß ich mit noch // vielen anderen in das Etappengebiet ge= // schickt wurde u. manches habe ich erleben // dürfen, manches Schöne aber auch viel // viel Elend u. Jammer habe ich mit ansehen // müssen, so hie u. da werdet Ihr schon // als ab und zu etwas erfahren haben. Als ich Euer Paket // erhielt waren wir in Brest-Litowsk das // ist die letzte Festung in Russisch Polen, es ist eine Stadt mit 60 bis 80 000 Einwohner // u. zu der Zeit als wir dort waren, waren // es kaum noch 60 Einwohner, nun denkt // Euch wo werden die vielen Menschen alle // sein, ein Soldat erzählte mir: sie hätten // eine Karawane von 2 Kilom. lang vor sich her getrieben, nun stellt Euch mal vor // liebe Kinder was das sein mag für alte Leute u. für Kinder, u, dann denkt Euch // wenn die Menschen später zurück kommen u. // statt ihren Wohnungen nur noch Trümmerhaufen // finden, in Brest-Litowsk sind in der ganzen // Stadt keine 10 Häuser mehr die noch gut wären // alles alles ist zusammengeschossen. Ich ging an // einem Nachmittag mit noch 2 Schwestern // durch die Stadt aber das Herz tut einem // weh wenn man das alles sieht, wir gingen // auch in manche Häuser es ist trostlos liebe // Kinder wie alles kaputt geschlagen ist. Die // schönsten Möbel alles was nur in Häusern // zu gebrauchen ist alles ist zusammen geschlagen, // u. woher das alles nur der dumme Krieg // kann so ein Elend bringen, gerade fällt mir // noch ein wie auch ein Soldat erzählte von // den armen Tieren ja wo sollen denn diese // Tiere hin, es wird ja viel geschlachtet aber // viel tausend  läuft nur so herum bis // es kaputt geht, in Brest-Litowsk sah // man immer wieder Hunde u, Katzen nur // auf der Straße liegen, hier in Kobryn // werden alle Katzen u. alle Hunde wo // mans nur auch findet totgeschossen, // es hat sich herausgestellt daß die Tiere die // meisten Krankheiten übertragen was ja // leicht zu erklären ist, denn wie viel Vieh // u. Pferde liegen herum ohne vergraben // zu werden. Nun liebe Kinder könnt Ihr // einen kleinen Einblick tun in das viele // viele Elend, es ist ja leicht zu schreiben // aber wenn man selber in dieser Lage wäre // u. würde so umhergetrieben was denkt // Euch es wäre furchtbar u. was braucht // man dazu um das alles auszuhalten. // ein inners Leben mit Gott, eines muß // man haben an das man sich halten kann // einen Vater im Himmel der uns nicht // verläßt wenn alles zu Grunde geht, u. // wie tröstlich wenn man in seiner // Jugend einen Heiland kennen gelernt // hat der selbst mit nichts durchs // Leben kam, nur das Vertrauen zu // seinem Vater hat ihn gestärkt u. stark // gemacht in aller Trübsal, es ist herrlich liebe // Kinder u. wie dank ichs meinem Gott // daß ich zu meinem Heiland kommen darf // u. kann, denn Menschenhilfe ist nichts // nütze u. müßte man sich hier auf // Menschen verlassen man müßte ja // verzweifeln, es wäre kein Halt. Wie // gut haben wirs doch als Deutsche, denn // was man uns lehrt u. lernt das // hat ewigen Wert, dagegen die armen // Russen die allerwenigsten sind in die // Schule geschickt worden u. die meisten // können in ihren alten Tagen nicht // einmal den Namen schreiben viel weniger // einen Brief nach Hause u. wie wenige // kennen einen lebendigen Heiland u. auf // der anderen Seite wieder: die Russen können // sich doch auf keine richtige Heimat freuen // wie wir Deutsche uns freuen können // u. mit Stolz freue ich mich meine // Heimat auf mein liebes Schwabenland.// Nun genug von diesem u. nochmal zum // Paket wie wollt ihrs jetzt machen mit // Eurem Soldaten wollt Ihr diesen behalten // oder sollen wir es so machen daß wir // immer wieder dem es gebender es am // nötigsten hat, Ihr könnt es ja machen // wie Ihr für gut findet ich wollte Euch // nur einen Rat geben. Frl. Layer schrieb // mir: was am nötigsten sei ich solle es // schreiben, man kann sagen alles ist nötig // u. das was Ihr geschickt habt war auch nötig. // Ihr könnt ja auch mal ein paar Zigarren // dazulegen, oder eine Streichholzschachtel oder // eine kleine Kerze oder wenn es nicht zu= // viel ist ein Paar Strumpfsocken hier kann // man mit allem eine große Freude machen. //

Seid nun alle Gott befohlen u. recht herzl. Gegrüßt von Eurer Schw. Pauline Schaile

Feldpostkarte, 6. Dezember 1915

  • Absendeort: Kobryn
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Herr Pfarrer!

Feldpostkarte, 3. Januar 1916

  • Absendeort: Kobryn
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Herr Pfarrer!

Feldpostbrief, 28. Februar 1916

  • Absendeort: Schwäbisch Hall
  • Truppenzugehörigkeit: -
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Herr u. Frau Pfarrer!

Lange, lange hat es ge= //dauert bis endlich mal wieder ein // Lebenszeichen ins lb. Schornbacher // Pfarrhaus den Weg findet, meine // Gedanken sind oft dort hingewandert // besonders in letzter Zeit, ich hatte // immer im Sinn auf einige Tage // nach Schornbach z u kommen aber // leider ist nichts daraus geworden, // Ich hätte auch schon eher geschrieben, // aber ich wollte mich doch persönlich // bedanken für das liebe Paket das // Sie mir zukommen ließen u. für // die lieben Blätter die mir immer // so viel Freude machen, … Immer ist es mir wie ein Traum // weil alles so schön so friedlich ist // u. draußen soll Krieg sein ein Elend // das sich nicht beschreiben läßt, wie // geborgen fühlt man sich zu Hause u. // wie dankt man seinem Gott für // Stunden der Andacht u. der inneren // Sammlung. Wie wird uns allen sein // denen daheim u. denen draußen // wenn wir an keinen Krieg mehr // denken brauchen, wie wohl ist uns // den Jammer für einige Zeit nicht // vor sich zu haben wie tun einem /     umso mehr diejenigen leid // die nichts anderes mehr sehen u. // hören als Krieg. Morgen Abend 8 fahren wir hier // ab, es war halt wieder so schön. // … /i>

Feldpostbrief, 21. Mai 1916

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit:-
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Herr u. Frau Pfarrer!

Ein kleiner // Brief soll mal wieder als Zeichen // treuen Gedenkens ins liebe Pfarr= // haus wandern, vor allem // vielen Dank für erhaltene Blätter die mir // u. meinen lb. Kranken viel // Freude machten. Einer meiner // Patienten sagte: durch Kampf // zum Sieg das lese ich vielleicht // giebt es Frieden, ja wir in // Feindesland möchten so gerne // Frieden, ihr in der Heimat // möchtet haben, daß man die // Friedensglocken läuten dürfte // u. aber wo ist Friede! – Feinde ringsum.// Was macht uns mutig u. // stark zum Aushalten: Der Gedanke // an unser liebes deutsches Vater= // land an unsere liebe Heimat. // Der Friedefürst, bei ihm werden // wir Frieden finden, das ist // unser Trost u. wir sind glück= // lich wenn dieser Friede unser // Herz erfüllt - // Gegenwärtig haben wir sehr // schönes Wetter, unsere Garten= // arbeit läßt uns nicht im Stich, // schon gibt es Rettich u. Salat // Unsere einzige Blume die // jetzt blüht ist der blaue Flieder // es giebt aber so viel, dass unsere // Krankenzimmer beinahe in // Blumengärten verwandelt sind // wir freuen uns darüber // heute früh machte ich einen // Spaziergang in den nahe gelegenen // Waldfried eine Stätte der Wüste // eben echt russisch, alles schauder= // hafte muß man da von sich // treiben, auf jedem der hohen // Bäume sind acht – zehn und noch mehr // Rabennester, da können Sie sich // vielleicht das Geschrei der Raben // vorstellen denn mehr wie hundert // fliegen herum. Auf dem Boden // die Grabhügel, meistens sind vor= // mittags Frauen dort u. knieen // schluchzend vor dem Grab, das // ganz mit Gras überwachsen ist. // Wer liegt darunter, ich weiß es // nicht. Mir fällt das Wort ein: // „Man sieht den Himmel offen u. nicht // das Grab allein“. Ich versuche die // Frau zu trösten, doch kann ich es // ihr nur durch einige Worte // verständlich machen, doch sie // versteht mich u. schluchzt aber noch // viel mehr, hat sie keinen Trost // hat sie keine Hoffnung des wieder= // sehens, ich weiß es nicht. Ich danke Gott daß wir Deutsche sind u. // gebe Gott deutsch bleiben zu dürfen.// Wir freuen uns aufs Wiedersehen // … /i>

Feldpostbrief, 31. August 1918

  • Absendeort: -
  • Truppenzugehörigkeit: Ludwigsburg, Gymnasium, Reservelazarett II
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Herr u. Frau Pfarrer!

Endlich will ich mich // doch einmal aufraffen u. ein Lebens= // zeichen von mir geben, mir ist es als // wäre ich schon weiß wie lange von meinem // lieben Schornbach fort, allemal wieder // will sich ein Heimweh in mir regen // aber die Arbeit drängt man kommt nicht // mehr zu sich. Den 25. 8. 1918 kam ich hier // an morgens um 1/2 4 Uhr ging es vom // lieben Mutterhaus fort um ½ 9 Uhr kamen // wir hier an, da gab es Vorstellungen // um Vorstellungen, ganz militärisch // ging es zu. (wir waren unsere 12 // Schwestern.) Überall galt es sich nicht // lange besinnen, sondern an die // Arbeit u. sich vor nichts scheuen.// Auf Papier möchte ich es nicht schreiben, was // ich an diesem einen Tag erlebt habe, // nun kam die Nacht, um 10 Uhr sollen // wir einen Transport bekommen mit // 180 Mann zum größten Teil schwer Ver= // wundete. Der Transport kam aber erst // um 1 Uhr, mit dem Schlafen war es nat= // ürlich fertig. Da gab es nun wieder // zu laufen u. zu rennen bis in den // Tag hinein u. dann ging es erst recht an. // Der Abend kam nun zu schnell wieder // wo es hieß Nachtwachen bei einem Mann // der nun schon drei Stunden bewußtlos // dalag u. noch 37 Verwundete in dem= // selben Saal. Ich freute mich natürlich // daß ich gleich überall fest helfen durfte. // Die Nacht war natürlich nicht langweilig // es hatte gar bald ein jeder einen Wunsch // u. wo es nichts zu tun gab, da gab es // zu horchen u. abzuwarten, da erinnere // ich mich besonders an 3 Verwundete die allem nach  // im Traum im Gefecht // in Frankreich waren, unwillkürlich mußte // ich natürlich lachen es war einfach gut, diese // Energie im Traum - // nun so viel von den ersten Tagen in // Ludwigsburg. An meine Wohnung u. an // mein gutes Bett darf ja gar nicht // denken, wir haben hier zwei Zimmer // im Realgymnasium u. in jedem // Zimmer sind 9 Bettladen die sind aber // ganz militärisch, Kopfkissen besteht // aus einem Holzwollknäuel als Decke // haben wir nur Teppich. Wir kamen // nicht ins Magazin wie wir meinten // sondern ins Realgymnasium wo jetzt // über 400 Verwundete liegen, 4 Schwestern // kamen ins Soldatenheim worunter ich bin, // habe dort einen Saal mit 36 Verwundeten, // ich kann nicht alles so ausführlich schreiben // es dauert sonst zu lang und ich bin sehr // müde, entschuldigen Sie! // Heute Sonntag wußte man ja nicht ob // es wirklich Sonntag war, da raffte // ich mich heute Abend noch auf um mit // meinen Verwundeten noch eine An= // dacht zu halten, einstimmig von allen // wurde das Lied vorgeschlagen Nr. 19 // das ist nun meine erste Soldatenan= // dacht, nun ist der Tag auch herum, // u. Gott der Allmächtige möge die Arbeit // segnen an den Verwundeten. // Grüßen Sie mir bitte alle die nach mir // fragen, besonders aber Geschwister Beutel // u. ich werde ihnen bald einmal schreiben // … /i>

Feldpostbrief, 29. Dezember 1918

  • Absendeort:Ludwigsburg
  • Truppenzugehörigkeit:       
  • Dienstgrad: Krankenschwester

Lieber Hr. u . Fr. Pfarrer!

Aktualisiert am: 27.07.2018