Knappenberger, August

Quellenangabe

LKA Stuttgart, Pfa Schornbach, Nr. 454

Kurzbiografie

August Knappenberger wurde am 01.08.1883 geboren und war Arbeiter. Am 05.08.1914 wurde er eingezogen. Die Entlassung erfolgte am 23.11.1918 (1). Er war von 1914 an als Landwehrmann in der Küche des Gefangenen-Lagers „Gänswiese“ in Ulm tätig. Ab Herbst 1917 wurde er als Telegrafist bei der Württembergischen Nachrichten-Ersatz-Einheit Nr. 13, 7, Korporalschaft in Ulm, Rekruten-Depot ausgebildet.

Feldpostbrief, 14. September 1914

  • Absendeort: Ulm
  • Truppenzugehörigkeit: Gefangenen-Depot Gänswiese Ulm, Küche
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Geehrter Herr Pfarrer! // Nun komme ich einmal dazu, Ihnen // Nachricht zu geben, denn ich Ihren lieben Brief // erhalten habe u. Hernach das schöne Kriegs= // betbüchlein, welches mich sehr freute. Ich mache // hiermit meinen besten Dank bei Ihnen. // Freute ich sehr, dass Sie auch an mich denken, // g. Herr Pfarrer. Ich möchte Ihnen auch mitteilen, // dass es mir Gott sei Dank gut geht u. wünsche, // dass es Ihnen u. Ihrer ganzen Familie auch // gut geht. // G. Herr Pfarrer! Ich möchte Ihnen auch noch // mitteilen, daß ich in die Franzosen=// küche abkommandiert worden bin // und muß jetzt für gefangene Franzosen // kochen. Wir sind nur 3 deutsche Köche und // ein Franzose muss mithelfen, welche // für 1600 Mann kochen müssen, da gibt // es natürlich viel zu arbeiten, auch muss // ich viel Schlaf Verbrechen. Ich versehe den // Dienst, welcher mir auferlegt ist, mit // Freuden. Ich nahme an, dass es meine // Kriegskameraden im Felde noch strenger // haben wie ich, welche keinen Augenblick // sicher sind, wenn sie tot oder verwundet // sind. Wie ich ja schon erfahren habe // sind auch von Schornbach schon ver= // wundet u. gefallen. Ich nehme sehr // Anteil an Ihnen. // Geehrter Herr Pfarrer! // Ich bin mitten unter den Franzosen, solche welche deutsch sprechen können, // verkehren immer mit mir. Sie sagen, // sie seien so unschuldig als wir. Wenn // nur der Krieg bald ein Ende nehmen // würde, dass sie wieder nach Hause // dürfen. Die Gefangenen haben es gerade // nicht schlecht bei uns. Gott möge es // unseren deutschen Gefangenen vergelten. // So viel mir die Franzosen gesagt // haben, sollen die deutschen Gefang= // enen wirklich in Frankreich Wein // lesen. Es gebe sehr viel Wein dieses // Jahr bei Ihnen, so dass sie die // Gefangenen sehr notwendig zum // Weinlesen brauchen können, weil // bei Ihnen fast gar niemand mehr // zu Hause sei. Die Franzosen sagen // auch, dass sie viel mehr Tote haben, // als die Deutschen. Im ganzen // genommen seien die deutschen Soldaten // viel besser ausgebildet u. die Führung // sei viel besser als bei Ihnen. Sie sagen // auch, dass sie sehr betrogen worden // seien von ihren Vorgesetzten, haben // Ihnen vorgemacht, sie wollen dieses= // mal in Berlin Einzug halten, // aber unser höchster Kriegsführer // hat es Ihnen nicht zugehen lassen. // Gott mit uns. Jetzt will ich mein Schreiben // schließen. Es grüßt Sie freundlichst Landwehrmann A. Knappenberger b. Gefangenen-Depot Gänswiese Ulm, // Küche.

Feldpostkarte, 28. Januar 1915

  • Absendeort: Ulm
  • Truppenzugehörigkeit: Gefangenen-Depot Gänswiese Ulm, Küche
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Geehrter Herr Pfarrer! // Das Gemeindeblatt sowie die // Blättchen „Durch Kampf zum Sieg“ // habe ich seither erhalten, wofür ich // Ihnen bestens danke. // Wie mir meine Frau mitteilt, habe // ich von Ihnen zu Weihnachten zwei // schöne Bücher bekommen, was mich // recht freut. Herzlichen Dank dafür. // Ferner kann ich Ihnen noch mitteilen, // dass es mir Gott sei Dank soweit gut // geht. Zu arbeiten habe ich sehr viel, wir // haben für zirka 3000 Mann zu kochen, // zwar täglich 4 mal, seit dass die Cholera // bei den Russen ausgebrochen ist. Das Schreiben // war uns verboten, was jetzt erlaubt ist, // aber das Lager dürfen wir immer noch nicht // verlassen, somit sind wir auch ein wenig in der // Gefangenschaft. Es grüßt Sie herzlich A. K.

Feldpostkarte, 1. Juli 1915

  • Absendeort: Ulm
  • Truppenzugehörigkeit: Gefangenen-Depot Gänswiese-Süd Ulm, Küche
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Geehrter Herr Pfarrer Pressel! // Möchte Ihnen freundlichst mitteilen, daß ich das Gemeindeblatt sowie // die Blättchen „Durch Kampf zum // Sieg“ immer erhalte, ich mache hierfür // meinen herzlichsten Dank. // Ich freue mich jedesmal, wenn ich // ein Blättlein bekomme, indem sie // sehr reichhaltend sind u. ich sehr wenig // die Gelegenheit habe, in die Kirche // zu kommen. Ferner kann ich Ihnen // noch mitteilen, daß ich wirklich einen // strengen Dienst habe. Wir haben ziemlich // Zuwachs bekommen u. muß die meisten Tage // schon um 2 Uhr morgens anfangen, // weil sie schon um 5 Uhr das Essen bekommen. // Das Mittagessen muß um 9 Uhr fertig sein. // Sodann müssen wir es auf die Arbeitsplätze // führen u. zwar nach Haßlach(2), Jungingen (3), Lehr(4), Esels= // berg4) u. Lerchenfeld(5). Gott sei Dank, daß ich den Dienst // machen kann. Indessen grüßt Sie herzlich A. K.

Feldpostkarte, 24. Februar 1916

  • Absendeort: Ulm
  • Truppenzugehörigkeit: Gefangenen-Depot Gänswiese Ulm, Küche
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Geehrter Herr Pfarrer Pressel! // Für die immer erhaltende Blättchen, // welche mich stets erfreuen, mache //  ich auf diese Weise meinen herzlichsten // Dank. Ferner kann ich Ihnen // berichten, daß es mir gut geht, wohl // habe ich immer viel Dienst. // Wir haben viele Serben bekommen. // Die Leute sind sehr abgemagert u. // schlecht gekleidet. Meistens kommen sie // ohne Schuhzeug daher, dafür haben sie // alle Farben von Lumpen um die // Füße gewickelt. Nun müssen sie zu= // erst gut gereinigt werden, sodann in // bessere Kleidung gesteckt. Speziell haben // sie auch recht Hunger. Wenn sie wieder // auf besseren Füßen stehen, müssen sie // auf verschiedene Arbeit gehen. // Nun wünsche ich Ihnen sowie Ihrer lieben // Familie ein gesundes Wohlergehen. // Mit herzlichem Gruß Aug. Knappenberger.

Feldpostbrief, 9. April 1916

  • Absendeort: Ulm
  • Truppenzugehörigkeit: Gefangenen-Depot Gänswiese Ulm, Küche
  • Dienstgrad: Landwehrmann

Geehrter Herr Pfarrer! // Ich fühle mich veranlaßt, Ihnen einige // Zeilen zukommen zu lassen. // Als ich im Urlaub war hätte ich gerne // noch mit Ihnen gesprochen, aber es hat // mir die Zeit nicht mehr erlaubt, wegen // der Arbeit u. meine Frau ist zu geniert, // ihre Angelegenheit Herrn Pfarrer // selbst vorzutragen. // Denn meine Frau ist schon bald zwei // Jahr kränklich u. seither noch nicht besser // geworden, im Gegenteil bedeutend schlechter, // deshalb kann sie ihrem Beruf nicht mehr // so nachgehen als sie früher konnte. // Es läßt sich ja denken, neben // zwei kleineren Kindern das Haushaltungsgeschäft // versehen u. dazu noch nähen, das ist doch // zuviel verlangt von einer kränklichen // Frau. Sie klagte mir öfters, daß sie so // gerne arbeiten würde u. könne fast nicht // vor Schwäche. Ich gab ihr den Auftrag in // ärztliche Behandlung zu gehen, was sie // auch machte. Der Arzt stellte fest, daß // sie magen- u. herzkrank sei u. zugleich // sehr blutarm. Die Behandlung kann // längere Zeit dauern u. kostet natürlich // viel Geld u. ich bin nicht dazu bemittelt // noch in der Lage, es wirklich aufzubringen. // Die Unterstützung wo sie bekommt, braucht // sie notwendig in die Haushaltung, // in dem sie auch wissen werden, was // die Nahrungsmittel als kosten u. die Kinder brauchen auch Kleidung u. Schuhe. // Schulden habe ich auch ziemlich, soweit // muß ich Zins u. Steuer bezahlen, was // einem wirklich, wenn man nichts verdient, // sehr hart fällt. // Geehrter Herr Pfarrer! // Ich möchte mich da= her mit einer höflichsten // Bitte an Sie wenden, ob Sie nicht so // freundlich wären u. meiner kränklichen Frau // eine Nebenunterstützung zukommen zu // lassen, was bei ihr sehr angelegt ist, // damit sie sich weiter behandeln lassen // kann u. ich Ihnen dafür sehr dankbar wäre. // Geehrter Herr Pfarrer! // Ich weiß wohl, daß Verschiedene etwas // bekommen, wo vor dem Krieg nicht gespart // haben u. haben ihr schön verdientes // Geld ins Wirtshaus getragen u. sind // der Lustbarkeit nachgegangen, was // von mir niemand sagen kann. // Ich habe selten einen Schoppen getrunken, // somit habe ich auch von meinen // Schulden abzahlen können, was // natürlich jetzt nicht mehr sein kann. // Jetzt ist meine Pflicht für das Vaterland // etwas zu leisten, ein jeder an seiner // Stelle, die ihm zugeteilt ist. // Nun hoffe ich mit Gott, daß Sie // meiner Frau gedenken. // Zugleich mache ich auch meinen herzlichsten // Dank für die immer erquickenden Blättchen, wo ich von Ihnen erhalte. // Nun wünsche ich Ihnen sowie Ihrer l. Familie // ein gesundes Wohlergehen. // Mit herzlichem Gruß A. Knappenberger.

Feldpostbrief, 30. November 1917

  • Absendeort: Ulm
  • Truppenzugehörigkeit: Württembergische Nachrichten-Ersatz-Abteilung 13, Rekruten-Depot, 7. Korporalschaft
  • Dienstgrad: Telegrafist

Lieber Herr Pfarrer! // Nun komme ich dazu, Ihnen einige // Zeilen zu schreiben u. möchte Ihnen // freundlichst mitteilen, daß es mir // bei meinem frischen Truppenteil // Gott sei Dank gut geht, nur muß // ich sehr viel lernen, haben speziell theo= // retischen u. technischen Unterricht, nun // geht es jetzt auf´s praktische über. // Körperlich ist der Dienst nicht schwer, // aber sonst viel Kopfanstrengierung. // Ferner möchte ich auch für die immer // erhaltenden Blättchen bei Ihnen meinen // besten Dank aussprechen. // Nun wünsche ich Ihnen sowie Ihrer // l. Familie ein gesundes Wohlergehen. // Mit herzlichem Gruß. Telegr. Knappenberger.

Aktualisiert am: 19.07.2018